Autor Thema: Zum Thema "Pflegehandeln an Qualitätskriterien, rechtlichen Rahmenbestimmungen  (Gelesen 5831 mal)

Offline Thomas Beßen

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sowie wirtschaftlichen und ökologischen Prinzipien ausrichten" (TB 7) hier ein simples Beispiel aus dem Gebiet der Chirurgie, ein Artikel aus der Süddeutschen Zeitung vom 15.1.09:

"Hilfe bei Operationen - Ein Kreuz am rechten Bein
Eine Studie in sieben Krankenhäusern zeigt: Wenn Ärzte eine einfache Checkliste verwenden, kommt ein Drittel weniger Patienten bei Operationen zu Schaden.

Von Werner Bartens

Manchmal kann Medizin so einfach sein: Der Chirurg fragt den Patienten, ob er tatsächlich derjenige ist, der am Knie operiert werden soll. Dann vergewissert sich der Arzt, dass die anderen Ärzte hier richtig sind, um den Patienten zu operieren.

Man stellt sich einander vor, um sicherzugehen, dass alle zur rechten Zeit am rechten Ort sind. Zudem ist das rechte Knie des Kranken mit wasserfestem Stift markiert, damit die Chirurgen wissen, wo sie schneiden müssen und nicht aus Versehen das falsche Beingelenk operieren. Ist der Patient aufmerksam, fragt er selbst nach, ob diese Ärzte ihn operieren und weist sie auf das zu behandelnde Bein hin. Derlei Nachfragen werden besonders bei Terminänderungen empfohlen, etwa wenn der Eingriff plötzlich um 11 Uhr statt um 8 Uhr stattfinden soll.

Es klingt banal, aber solche Dinge stehen in der "Sicherheits-Checkliste", die von der Weltgesundheitsorganisation WHO veröffentlicht wurde. Das in Gelb, Grün und Lila gehaltene DIN-A4-Blatt soll in Operationssälen weltweit ausgehängt werden und die Rate der Komplikationen und Todesfälle senken.

Offenbar ist die Checkliste ein erfolgreiches Mittel. Ärzte um Atul Gawande von der Harvard Universität und der WHO beschreiben im New England Journal of Medicine vom heutigen Donnerstag, dass in einer Testphase in sieben Krankenhäusern ein Drittel weniger Patienten zu Schaden kam als vor Gebrauch der Checkliste.

40 Prozent weniger Tote

Der Operationsverlauf und -ausgang bei fast 7700 Patienten wurde analysiert. Die Hälfte kam unter das Messer, bevor die Sicherheitsliste angewendet wurde, die andere Hälfte danach. Die Rate der größeren Komplikationen wurde mit Hilfe der Checkliste von elf auf sieben Prozent gesenkt. Die Zahl der Todesfälle verringerte sich um 40 Prozent von 1,5 auf 0,8 Prozent.

Um regionale und finanzielle Unterschiede zu berücksichtigen, nahmen acht große Krankenhäuser auf verschiedenen Kontinenten an der Pilotstudie teil, neben Toronto, Seattle und London waren Kliniken in Indien, Tansania, Neuseeland, Jordanien und auf den Philippinen beteiligt. Die Rate der Komplikationen und Todesfälle ging jedoch - unabhängig vom Wohlstand - in allen Ländern ähnlich stark zurück.

"Das sind beeindruckende Ergebnisse", sagt Gawande. "Zudem zeigen sie, dass Teamarbeit und Sicherheitsvorkehrungen in reichen wie armen Ländern verbessert werden sollten." Weltweit ließen sich mit der Checkliste Millionen Todesfälle und Schädigungen verhindern.

"Bei 234 Millionen chirurgischen Eingriffen weltweit sind wir es den Patienten schuldig, alles zu versuchen, um Komplikationen während und nach der Operation zu vermeiden", sagt der kanadische Arzt Bryce Taylor, der an der Studie beteiligt war. In reicheren Ländern kommt es bei drei bis 16 Prozent der Operationen zu größeren Zwischenfällen. Bleibende Schäden und Todesfälle kommen bei 0,4 bis 0,8 Prozent der Eingriffe vor. In ärmeren Nationen ist die Komplikationsrate höher. In Entwicklungsländern sterben fünf bis zehn Prozent der Menschen nach einer größeren Operation.

Der Chirurg Patchen Dellinger von der Universität Washington war daran beteiligt, die Checkliste der WHO auszuarbeiten. Er hat immer wieder die gleiche ungläubige Rückfrage von medizinischen Laien gehört: "Soll das etwa heißen, dass ihr alle diese Dinge vorher nicht berücksichtigt habt?" Auch für Ärzte in Deutschland ist eigentlich selbstverständlich, was die WHO empfiehlt.

"Wissen tun es alle, aber in der konkreten Situation wird es oft nicht gemacht", sagt Matthias Schrappe, Vorsitzender des Aktionsbündnisses Patientensicherheit. "Manche Chefärzte glauben ja, dass ihnen keine Fehler passieren."

Von den etwa 500.000 Infektionen, die sich Patienten jedes Jahr in deutschen Krankenhäusern zuziehen, könnten nach Einschätzung Schrappes ein Drittel bis die Hälfte verhindert werden, wenn einfachste Hygieneregeln eingehalten würden. "Bevor Verbände oder Katheter gewechselt werden, muss man sich die Hände richtig desinfizieren", sagt Schrappe. "Viele Studien zeigen aber, dass sich nur etwa 50 Prozent der Ärzte daran halten."

Obwohl jeder Arzt weiß, wie Verwechselungen zu vermeiden sind, werden in Deutschland jedes Jahr 100 bis 200 Organe und Körperteile fälschlicherweise operiert. "Man könnte mindestens die Hälfte der Zwischenfälle vermeiden", sagt Schrappe. "Einfache Maßnahmen müssen höchste Priorität bekommen." Besonders die Chefärzte seien gefragt, um die Ärzte zu erreichen, die Grundregeln nicht befolgen.

"Ähnlich wie ein Pilot ist der Operateur ja nicht der Einzige im Team", sagt Bryce Taylor. "Hier muss die Kommunikation besser werden, damit Standards eingehalten werden." Zeitmangel darf jedenfalls keine Ausrede sein, wenn es darum geht, Todesfälle zu verhindern."

"40 Prozent weniger Tote" ist tatsächlich ein unschlagbares Argument
meint grüßend
Thomas Beßen



            
                                       
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.