Autor Thema: Mehr Kontrolle für Pflegeheime  (Gelesen 4389 mal)

Offline Thomas Beßen

  • Administrator
  • *
  • Beiträge: 11.160
  • - die Menschen stärken, die Sachen klären -
    • http://www.pflegesoft.de
Mehr Kontrolle für Pflegeheime
« am: 30. Dezember 2008, 07:37:31 »
so betitelt die Frankfurter Rundschau heute einen Bericht über die Tatsache, dass der Medizinische Dienst künftig häufiger prüft und dabei Noten wie in der Schule vergibt.

"Die Alten- und Pflegeheime sind besser als ihr Ruf, sagt Helmut Kaufmann von der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Hessen-Süd. Deshalb sei es gut, dass die Prüfberichte des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) in Form von Schulnoten zwischen 1 (sehr gut) und 5 (mangelhaft) veröffentlich werden. Jeder könne sich dann informieren, wie das jeweilige Heim abgeschnitten hat. "Und es lässt sich auch Vergleichbarkeit herstellen", wie der Leiter des Fachbereichs Altenhilfe ergänzt. Zugleich gibt er aber auch zu bedenken, dass eine Versorgung nach medizinischem Standard ab und zu mit dem kollidiert, was ein Heimbewohner unter Lebensqualität versteht. So habe mancher Diabetiker mehr Freude an einem Stück Sahnetorte als einem trockenen Keks zum Kaffee.

82 Bewertungskriterien beinhaltet der bundeseinheitliche Prüfkatalog, den MDK-Experten künftig in allen rund 1300 hessischen Heimen abarbeiten müssen. 35 davon widmen sich der Qualität der Pflege und medizinischen Versorgung. Zehn haben die soziale Betreuung zum Thema. Bei 18 sind die Bewohner gefragt - ob sie zufrieden mit Hausreinigung oder Essen sind, selbstbestimmt ihre Kleidung wählen oder den Alltag gestalten können. Die Ergebnisse der Prüfberichte sollen im Internet veröffentlicht und gut sichtbar in den Heimen ausgehängt werden. Damit soll die Transparenz geschaffen werden, von der sich Reformer der deutschen Pflegeversicherung mehr Qualität bei der Versorgung versprechen.

Dazu gehört auch, dass die unangekündigten Kontrollen durch den MDK engmaschiger werden, wie ein Sprecher der AOK-Hessen informiert. Nach einer Übergangsphase müssen die Prüfer von 2011 an einmal im Jahr jede Einrichtung aufsuchen.

Der MDK ist nicht alleine. Die beim Regierungspräsidium Gießen angesiedelte hessische Heimaufsicht hat im vergangenen Jahr 1600 Kontrollen durchgeführt - "vielfach unangemeldet", wie Dezernatsleiter Gunter Crößmann betont. "Bei besonderen Anlässen auch an Sonn- und Feiertagen". Auch hier gehe es nicht allein um Pflege oder Qualifikation des Personals. "Der Mensch und seine Lebensqualität stehen immer im Mittelpunkt der kritischen Beobachtungen vor Ort", versichert Crößmann. Ob auch die Behörde künftig Schulnoten verteile, werde das neue hessische Heimgesetz zeigen.

Dem AWO-Praktiker Kaufmann zufolge ist die Prüfdichte hoch. Denn auch Gesundheitsämter und Brandschützer schauen regelmäßig nach dem Rechten. Am wirksamsten sei jedoch Öffentlichkeit: "Die Angehörigen, Ärzte, Pfarrer und anderen Besucher sind die beste Kontrolle.""

Morgendliche Grüße und
schon heut' einen guten Rutsch ins neue Jahr 2009!
Thomas Beßen

p.s.: dann, im nächsten Jahr, sollten wir mal gemeinsam eine kleine Offensive zur Belebung unseres Forums starten, oder?  8-)

« Letzte Änderung: 30. Dezember 2008, 08:01:00 von Thomas Beßen »
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline Thomas Beßen

  • Administrator
  • *
  • Beiträge: 11.160
  • - die Menschen stärken, die Sachen klären -
    • http://www.pflegesoft.de
Per Mausklick zum besten Pflegeheim
« Antwort #1 am: 03. März 2009, 06:56:51 »
Krankenkassen stellen Fahrplan für Betreuungs-TÜV vor / Noten von sehr gut bis mangelhaft

"Wie gut sind Pflegeheime in Deutschland? Welchen Einrichtungen sollte man sich oder seine Angehörigen tunlichst nicht anvertrauen? Auf diese und mehr Fragen soll es vom kommenden Spätsommer an Antworten im Internet geben. Bis Ende 2010 sollen für die rund 22 000 stationären sowie ambulanten Betreuungsdienste umfangreiche Bewertungen vorliegen.

Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDS) zogen am Montag eine erste Bilanz der jüngsten Reformbemühungen um mehr Transparenz. Man sei auf sehr gutem Wege, die Qualität von Pflegeeinrichtungen bundesweit anhand von Noten darstellen zu können, sagte GKV-Vorstand Klaus-Dieter Voß.

In zwei Monaten soll es mit den neuen Prüfungen losgehen. Pflegeheime bzw. -Dienste werden dann unangemeldeten Besuch vom MDS oder von anderen ausgewiesenen Experten bekommen. Die Tester bleiben ein, zwei Tage und arbeiten umfangreiche Fragebögen ab: generell zur Pflege und medizinischen Versorgung; wie steht es um den Umgang mit Demenz-Kranken, die besonderer Zuwendung bedürfen? Wie sind die soziale Betreuung und das Alltagsleben organisiert? Wie ist die Verpflegung, wie sauber sind Zimmer und Stationen?

Aus den Antworten auf rund 80 Fragen werden etwa einen Monat nach der Prüfung vier Teilnoten und eine Gesamtnote gebildet. Sie geht von sehr gut bis mangelhaft. Ergänzt wird die fachliche Bewertung von einer eigenen Note, die sich aus den subjektiven Beurteilungen von Pflegebedürftigen ergibt. Ein Heim oder ein Dienst muss das Ergebnis veröffentlichen, sobald es geprüft wurde - sei es am schwarzen Brett oder im Internet. Daneben müssen die Resultate der Tests von den jeweiligen Landesverbänden der Pflegekassen veröffentlicht werden.

Ein wichtiges Ziel soll Ende 2010 erreicht sein: Bis dann muss jede Pflegeeinrichtung in Deutschland einmal überprüft worden sein. Bereits vom Spätsommer 2009 an sollen Verbraucher die Möglichkeit haben, die (schrittweise einlaufenden) Testergebnisse zu vergleichen. Für jedes Bundesland soll es eine Art Pflege-TÜV geben; dabei soll neben der Note eines Heims auch der Noten-Durchschnitt aller pro Land geprüften Einrichtungen angegeben werden. Gemessen an den bisherigen Qualitäts-Checks sei das neue Verfahren ein "Quantensprung", sagte MDS-Chef Peter Pick.

Bis zum vergangenen Sommer fanden Prüfungen nur sporadisch statt, sie wurden den Heimen in der Regel zuvor angekündigt. Als Ergebnis registrierte der MDS vor knapp zwei Jahren, dass etwa jeder zehnte Heimbewohner unzureichend versorgt wurde.

Einrichtungen, die gut abschneiden, können künftig gezielt mit ihren Testergebnissen werben. Im Gegenzug drohen schlecht benoteten Heimen oder Diensten Auflagen und Folgeüberprüfungen. Im Extremfall können Krankenkassen Versorgungsverträge mit Heimen fristlos kündigen, oder die Aufsichtsbehörden der Länder können Schließungen anordnen. Nach Angaben von GKV und MDS kostet eine vollständige Prüfung einer Pflegeeinrichtung rund 4500 Euro. Bis Ende 2010 rechne man mit Gesamtkosten von etwa 40 Millionen Euro."

Morgendliche Grüße!
Thomas Beßen

Quelle: Michael Bergius in Frankfurter Rundschau vom 3.3.09 bzw. http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/?em_cnt=1683870&em_src=653810&em_ivw=fr_polstart

Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline Anita Bingart

  • Member
  • *
  • Beiträge: 213
Re: Mehr Kontrolle für Pflegeheime
« Antwort #2 am: 04. März 2009, 09:10:36 »
Ich finde eine "Nachschau" oder Kontrolle immer gut. Die Menschen in den Pflegeheimen haben oft keine Möglichkeit ihre "Anliegen" mitzuteilen, weil sie (alters) dement sind oder in Abhängigkeit zu den PflegerInnen stehen. So wird vielleicht für manchen Heimbewohner einiges erleichtert und für die Angehörigen einiges klarer ( schon allein wenn sie die Kriterien der Kontrolle lesen).
Kontrolle und Kosten schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern scheinen sich überall zu bedingen (auch bei Lebensmitteln und in anderen Bereichen).
Herzliche Grüße
Anita Bingart

Offline Thomas Beßen

  • Administrator
  • *
  • Beiträge: 11.160
  • - die Menschen stärken, die Sachen klären -
    • http://www.pflegesoft.de
Re: Mehr Kontrolle für Pflegeheime
« Antwort #3 am: 25. Mai 2009, 06:02:26 »
Experten gegen geplantes Bewertungssystem - Pflegeheim-Test ist "reine Volksverdummung"

"Der neue Pflegeheim-Test, der ab Juni erstmals die Qualität aller Heime und ambulanten Dienste überprüfen soll, stößt bei Experten und Gesundheitspolitikern auf heftige Kritik.
Die bayerische Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) sprach in der neuen Ausgabe des "Spiegel" von "reiner Volksverdummung". Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte: "Nach den Tests werden wir genauso schlau sein wie vorher."

Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste verteidigte das Vorhaben. Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) habe acht Jahre lang mit den Pflegekassen, den Lobbyverbänden der Pflegeheime und dem Medizinischen Dienst der Krankenversicherung diskutiert, sagte Geschäftsführer Herbert Mauel. Sie habe "das Beste aus der Situation gemacht".

In erster Linie stört viele Fachleute, dass selbst schlechte Heime passabel abschneiden würden. Die Tester könnten zwar Schulnoten von Eins bis Fünf verteilen. Zentrale Mängel könnten durch gute Leistungen in weniger wichtigen Bereichen aber kompensiert werden, kritisieren Experten.

Null Punkte für unbehandelte Druckgeschwüre könnten etwa mit zehn Punkten für Erste-Hilfe-Kurse oder eine exzellente Pflegedokumentation ausgeglichen werden. (Betonung durch den Säzzer (= T.B.))"Der Skandal ist, dass damit die wahren Zustände in einem Heim nicht aufgedeckt, sondern geschickt verschleiert werden", sagte die Leitende Ärztin des Medizinischen Dienstes Rheinland-Pfalz, Ursula Weibler-Villalobos, dem Magazin."

Heftig, heftig!
Thomas Beßen


Quelle: http://www.rp-online.de/public/article/politik/deutschland/711902/Pflegeheim-Test-ist-reine-Volksverdummung.html

Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.