Autor Thema: Erfahrungen von betagten alten Menschen beim Einzug in ein Alten- od. Pflegeheim  (Gelesen 4670 mal)

Offline Thomas Beßen

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So heißt der Titel einer wissenschaftlichen Arbeit von Andrea Koppitz (Gesundheits- und Krankenpflegerin, Dipl. Pflegewirtin [FH], Vertretungsprofessur Pflegewissenschaft FH Bielefeld usw.), die hier im Netz steht: http://www.medizin.uni-halle.de/fileadmin/Bereichsordner/Institute/GesundheitsPflegewissenschaften/Hallesche_Beitr%C3%A4ge_und_EBN/Halle-PfleGe-08-24.pdf (früher hier: http://www.medizin.uni-halle.de/pflegewissenschaft/media/HalBeitr/Halle-PfleGe-08-24.pdf)

Hier ihre Zusammenfassung:

"Das Leben im Pflegeheim ist eine nicht mehr wegzudenkende Realität in unserer Gesellschaft (Schneekloth, 2006). Die betagten, gebrechlichen Menschen leiden häufig an körperlichen Einbußen, wie Mobilitätseinschränkungen (Wingenfeld & Schnabel, 2002), und gerontopsychiatrischen Erkrankungen, wie demenzielle Erkrankungen (Schneekloth & Wahl, 2007). Auch ist eine immer kürzere Lebensdauer nach dem Einzug, 22% der Bewohner versterben in den ersten sechs Monaten im Heim (Schneekloth. 2006), zu beobachten. Mit der zentralen Forschungsfrage nach dem Erleben der Bewohner während des Einzugs in ein Heim sollte herausgefunden werden, mit welchen Sorgen und Nöten diese Menschen konfrontiert sind. Das Ziel bestand darin, die Bedeutung dieser Erfahrungen zu explorieren. Die Auswertung der Daten erfolgte mittels interpretierender Phänomenologie (Benner, 1994). Es wurden insgesamt 55 Interviews mit Bewohnern und von ihnen benannten Angehörigen geführt. Die Studie brachte zum Ausdruck, dass erstens die Bewohner Einsicht dafür zeigten, dass die Versorgung im Pflegeheim notwendig wurde. Die Bewohner suchten einen Platz im Pflegeheim, damit ihre körperliche Versorgung gewährleistet war. An ihrem PersonSein änderte ihr AbhängigSein nichts.
Zweitens zeigte der Alltag im Heim den Bewohnern, dass ihr AbhängigSein viel weiter ging, als sie vor dem Einzug dachten. Das Warten auf Hilfe und das Zurechtkommen mit den zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln waren belastend. Drittens waren für die Bewohner Personen aus ihrem persönlichen Umfeld zum Erleben von sozialer Integration relevant. Ob Schwester, Ehemann oder Kinder, die Beziehung zu diesen Familienmitgliedern war für das Wohlbefinden der Bewohner ein zentrales Kriterium. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer Erweiterung des  Pflegebedürftigkeitsbegriffs in der sozialen Pflegeversicherung. Sie zeigen aber auch, dass die Art, der Umfang und der Inhalt der Befunderhebung durch die Pflegenden nicht ausreichen, um den Bewohner ressourcengerecht in seinem Alltagsgeschehen im Heim zu unterstützen."


Frühe Grüße!
Thomas Beßen
« Letzte Änderung: 20. Februar 2013, 22:41:01 von Thomas Beßen »
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.