Autor Thema: Als Berufsanfänger direkt auf der Intensivstation arbeiten...  (Gelesen 25974 mal)

Offline Thomas Beßen

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Genauer heißt es im Flyer des Universitätsklinikums Freiburg "Als Berufsanfänger direkt auf der Intensivstation oder in der Anästhesie arbeiten? Das Universitätsklinikum Freiburg macht es möglich!". Wie ich meine, Chance und Risiko zugleich...
Rasche abendliche Grüße!
Thomas Beßen

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Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline dino

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Re: Als Berufsanfänger direkt auf der Intensivstation arbeiten...
« Antwort #1 am: 11. Oktober 2010, 19:39:05 »
Immer gut wenn dann ein Schüler dort schon mal im Rahmen der Ausbildung eingesetzt war. Ist meine Rede seit Fr Nigtingale ihr Praktikum bei uns machte und sich entschloss in die Pflege zu gehen. :-D

Mathi

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Re: Als Berufsanfänger direkt auf der Intensivstation arbeiten...
« Antwort #2 am: 11. Oktober 2010, 19:46:37 »
Ich weiß nicht ob das so gut ist. Lieber für 1 Jahr auf eine Normalstation, dann kann man ja immer noch wechseln und gerade auf einer Intensive in der Uni. Das sind nicht gerade 08/15 Pflegefälle oder halt die Gerätschaften das ist auch nicht zu Unterschätzen.

MfG

Mathias

Offline dino

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Re: Als Berufsanfänger direkt auf der Intensivstation arbeiten...
« Antwort #3 am: 11. Oktober 2010, 19:58:36 »
Jo, aber wenn Du als Schüler da warst kennst Du Dich noch aus. Je jünger, desto besser. Denn die Wenigsten bleiben ein Leben auf der Intensiv. Sobald Du eine Familie gründest will man es in der Regel etwas ruhiger. Dann sind andere Prioritäten gefragt. Die Gerätschaften hat man schnell drin (ging mir so), aber der psychische Druck ist etwas anderes. Intensiv macht zwar Spaß, aber zuviel Spaß soll auch ungesund sein.

Offline Hanna

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Re: Als Berufsanfänger direkt auf der Intensivstation arbeiten...
« Antwort #4 am: 19. Februar 2012, 18:00:29 »
Hallo :)
ich bin wegen diesem Beitrag auf die Seite pflegesoft.de gestoßen und habe mich gleich angemeldet!
ich bin Schülerin im 3. Lehrjahr und habe gestern meine Bewerbung nach Freiburg abgeschickt.
ich weiß, dass die Meinungen über die direkte Arbeit nach der Ausbildung auf Intensivstation weit auseinander gehen, ich würde es trotzdem gern versuchen und denke, dass mit einem guten Einarbeitungskonzept "fast" alles zu schaffen ist ;)
wenn ihr möchtet halte ich euch auf den laufenden wies denn so läuft :D
ganz liebe Grüße und mal schaun was ich hier in diesem Forum noch so finde^^

Offline Beate

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Re: Als Berufsanfänger direkt auf der Intensivstation arbeiten...
« Antwort #5 am: 19. Februar 2012, 23:08:03 »
Ich schätze auch, dass es Sinn macht, direkt als Berufseinsteiger im Intensivbereich zu arbeiten. Man kommt frisch aus der Schule und ist es noch gewohnt zu lernen. Später fällt einem dass mit Sicherheit etwas schwerer, wenn man einmal zum "Fachidiot" geworden ist.
Gute Nacht

Offline IKARUS

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Re: Als Berufsanfänger direkt auf der Intensivstation arbeiten...
« Antwort #6 am: 25. März 2012, 10:30:25 »
Zu den kontroversen Standpunkten möchte ich meine Sichtweise gerne zur Diskussion stellen. Es macht Sinn nach der Grundausbildung erstmal auf einer Pflegestation zu arbeiten, weil der Prüfungsstress abgebaut werden sollte. Der direkte Einstieg in einen sehr anspruchsvollen Arbeitsbereich [ich möchte die allgemeinen Pflegebereiche nicht herabsetzen!!] birgt die Gefahr, dass das erneute Lernpensum nicht bewältigt werden kann. Da hat "der Neuling" nicht viel Zeit sich frei zu schwimmen. Die diversen Krankheitsbilder (im Einzelnen), die unendlich vielen technischen Geräte und was mir besonders erwähneneswert erscheint ist das Zusammenspiel zwischen Mensch und Technik. Das Nachvollziehen von Entscheidungen von "Fachleuten" ist für die Jüngsten nicht rasch durchführbar. Was die Jüngeren dringend benötigen ist ein Mentor/eine Praxisanleiterin, damit sie sich nicht alleine fühlen in dem Arbeitsbereich. Das ist aber Wunschdenken!! Die Mitarbeiteranzahl in den Funktionsbereichen ist ebenso begrenzt wie im allgemeinen Pflegebereich. In einem guten Team kann die Einarbeitung zügig und "problemlos" von statten gehen. Wenn es aber im Team zu Spannungnen gekommen ist, ist der "Neuling" auf sich gestellt und muss sich durchbeissen. Da wünsche ich ihm/ihr ein gutes Gebiss!!! Letztendlich muss jeder für sich entscheiden ob er nach der Grundausbildung in den Fachbereich will [OP, Anästheise, Endo, Onko, Intensiv, Psychiatrie, ...]. Meine Unterstützung bekommt der/die Neue nicht!! Ich habe da überwiegend (keine eigenen sondern beobachtende) schlechte, weshalb ich diesen Standpunkt vertrete. Das Stationsleitungen und Pflegedirektoren um Jüngere werben kann ich nachvollziehen, denn sie wollen (nur!!) die Planstellenlücken füllen. Und dafür sollten uns die Jungen zu schade sein, als das sie verheizt werden. Das SchülerInnen in der Ausbildung in den Fachbereichen eingesetzt werden sollten, will ich gerne unterstreichen. Es muss aber sichergestellt sein, dass es eine praktizierende Praxisanleitung gibt. Nicht nur auf dem Papier!!! Ansonsten werden die Schülerinnen "nur verheizt"! Wir haben seinerzeit die Schülerinnen auch in die Verantwortung gezogen, so dass sie eine Schicht leiten mussten. Natürlich unter dem berühmten Schutzschirm der SL. Das hatte bei den Schülern zu Anerkennung der Station geführt und machte die Schüler diskussionskompetenter und sie übernahmen auch mehr Verantwortung.
Also: Nur wenn genügend Personal vorgehalten wird, sollten Schülerinnen in Funktionsbereiche eingesetzt werden. Das sollten sie uns (sowie die Patienten!!) Wert sein. Es geht ja um unseren Nachwuchs. Je besser die sind, desto besser werden wir im Alter gepflegt!.
Gruß, IKARUS

Offline Brady

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Re: Als Berufsanfänger direkt auf der Intensivstation arbeiten...
« Antwort #7 am: 25. März 2012, 12:51:29 »
Kann den Standpunkt von IKARUS zustimmen. Für Berufsanfänger sollte erstmal eine Orientierung und auf "Normalstationen"  vorangegangen sein. Die Planung auf einer Intensiv-Station zu arbeiten kann ja durchaus auf einer kardiologischen/inneren Abteilung als Einstieg gesehen werden. Nach 2 Jahren macht dann auch  eine Fachweiterbildung in der  Anästhesie- und Intensivpflege Sinn.

Ich finde schon, dass der junge Berufsanfänger eine gewisse Reife mitbringen sollte um dort zu arbeiten. Die Reflektion mit allen Vor- und Nachteilen sollte klar und fachlich sein und nicht nur an dem gebunden:" Ich arbeite auf Intensiv unbd beherrsche die kompliziertesten Apparaturen ".

LG Brady
Ich bin keine Schwester, ich bin eine Fachpflegekraft!

Offline IKARUS

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Re: Als Berufsanfänger direkt auf der Intensivstation arbeiten...
« Antwort #8 am: 25. März 2012, 13:14:09 »
Brady, ich denke, dass es nicht nur fachliche Argumenten sein können, die einen jungen Menschen befähigen können in einem Fachbereich zu arbeiten. Es sind aus meiner persönlichen Sicht auf längere Zeit gesehen die menschlichen Qualifikationen, die einen dazu befähigen können in einem Funktionsbereich zu arbeiten.
Das Maß an Empathie ist für mich eine wichtge Grundlage zur Ausübung dieser Tätigkeiten.
Oft wird doch behauptet, dass die Menschlichkeit in Fachbreichen zuerst den Bach hinuntergeht.
Wenn das überwiegend so ist, dann doch nur weil die Betroffenen nicht gelernt haben mit ihren beruflichen emotionalen Herausforderunge umzugehen.
Das ist aber eine wichtige Voraussetzung langjährig im Funktionsbereich [seelisch] schadlos zu arbeiten.
Wer bekommt schon in der Ausbildung beigebracht, wie er mit seinen persönlichen seelischen Herausforderungen umgehen soll. Wenn jemand (also auch ich!) nicht gelernt hat sich zu öffnen, bezahlt er irgendwann eventuell seinen Preis in Form eines Burnout oder ähnlichem.
Wenn sich ein Mitarbeiter öffnet, kann es ihm passieren, dass er ausgelacht wird und das ist dann nicht die Grundlage einer vertrauensvollen Zusammenarbeit.
Es mag ja sein, dass die Zusammenarbeit in den ersten Jahren toll ist. Entscheidend ist aber die Zusammenarbeit nach vielen Jahren. Hier entscheidet sich die menschliche Qualifikation, die wichtiger sein kann/ist als alles fachliche Getue.
Ich (hier meine ich nicht mich!) kann noch so gut sein - fachlich - , wenn mir jedoch menschliche Größe fehlt, werde ich es mit dem Herunterrasseln von den aktuellen Blutgaswerten nicht kompensieren können.
Für mich war und ist entscheiden, wie die Truppe zusammenhalten kann und will.
Nur wenn Jeder seinen Teil aktiv beiträgt, kann das Team auch gut funktionieren, wovon auch die Patienten und Schülerinnen einen Benefit haben werden.
Gruß, IKARUS

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Offline IKARUS

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Re: Als Berufsanfänger direkt auf der Intensivstation arbeiten...
« Antwort #9 am: 02. April 2012, 13:17:57 »
Nun hat es das Thema auch geschafft, dass es in der aktuellen Fachliteratur (die Fachzeitschrift "Die Schwester/Der Pfleger; 51. Jahrgang 04/12, Seite 404 ff)besprochen und diskutiert wird.
Richtig so!! Es gab und gibt ja auch hier im Forum verschiedene Sichtweisen und Standpunkte.

Ich möchte noch einmal aus dem Blickwinkel der Intensivpflege versuchen meinen Standpunkt darzulegen, warum ich gegen eine Einführung dieses Ausbildungsganges bin.
Wie in den bisherigen Diskussionen, hier und an anderen Stellen, gibt es ein Für und Wider. Für mich überwiegt das Wider!!
Man stelle sich vor, dass ein engagierter Mensch an das Bett eines Schwerkranken gestellt wird und er "nur" spezialisiertes Fachwissen" hat. Die Krankheiten nehmen aber oft einen komplexeren Verlauf, den man mit einem zu engen Blickwinkel nicht erkenne kann. 
Was nun? Wer trägt die Verantwortung für den Spezialisten? Er selber? Wohl kaum! Denn er ist ja Berufsanfänger und es gilt (leider bis gottseidank), was jemand macht muss er auch verantworten [Juristenstandpunkt!!].
Und ich bin davon überzeugt, dass im Streitfall die heutigen "Verantwortlichen" sich aus der Schusslinie bringen.
Da bleibt der "Intensivpfleger" [darf man/soll man ihn so nennen? nein!!] alleine gelassen.
Die Suppe muss er alleine ausbaden!
Für eine grundständige Ausbildung - und ich glaube, dass das auch für den psychiatrischen Bereich unseres Berufsstandes gilt - ist die Grundausbildung unerlässlich. Wenn ich "nur" Ahnung von Psychiatrischen Krankheitsbildern habe, komme ich ich in Notfallsituatione schnell an meine Grenzen.

Diese Spezialisierungen (OTA, ATA, ...) führt dazu, dass die Pflegequalität abnehmen wird und dass die Stelleninhaber überfordert werden. Kurzfristig werden Probleme gelöst und Personalengpässe aufgefangen, aber zu welchem langfristigen Preis? Eine gesellschaftliche Frage mit berufspolitischer Brisanz.
Wir müssen uns in diese Diskussion einbringen!!
Den Ausführungen von Herrn Lothar Ullrich, Uniklinik Münster und
den Ausführungen von Frau Andrea Kiefer, DBfK Südwest
kann ich in Gänze folgen und sie dick unterstreichen.

Andere Berufsgruppen haben eine Berufsordnung (Handwerkskammer, Standesvertretungen von Ärzten und Anwälten, ...) wer mit welcher Grundausbildung was tun darf.
Man stelle sich vor, da gibt es einen Menschen der (nur technisch gesehen!) hervorragend Herzkatheter "schieben" kann.
Ob die Kardiologen so einen an ihrer Seite dulden würden??   Kann ich mir kaum vorstellen!!

Wenn es den Verantwortlichen (Politik, Management, ...) mehr gelingen würde unserem Beruf mehr Attraktivität zukommen zu lassen, kämen auch mehr junge Menschen mit guter Grundausbildung in unseren sehr anspruchsvollen Beruf.
Ein Pflaster aufkleben kann (fast!) jeder, aber komplexe Situationen kann eben nicht JEDER erfassen und entschlüsseln.
Da gehört vernetztes Denken zur Grundkompetenz der Fach-Pflegekraft.

Wir (der Berufsstand!) sollten nicht zulassen, dass jeder in die berufliche Pflege kommen kann.
Wir dürfen das Niveau nicht absenken lassen!
Wir müssen mehr Öffentlichkeitsarbeit leisten um die Anderen besser zu informieren, über das was wir tun und können.

Ich wünsche uns allen eine hervorragende Diskussionskompetenz, damit wir unseren Standpunkt untermauern und verteidigen können.
Kollegiale Grüße, IKARUS 

Offline Hanna

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Re: Als Berufsanfänger direkt auf der Intensivstation arbeiten...
« Antwort #10 am: 12. April 2012, 19:06:12 »
Wow ganz schön viel Gegenwind, aber echt interessante Aspekte die hier gegen einen Berufseinstieg auf Intensiv gebracht werden. Ich finde es super wie man hier heraushören kann, dass das Wohl des Patienten doch noch an erster Stelle steht (was ja wie denk ich alle wissen viel zu selten beachtet wird)!
Ja, trotz vieler negativer (aber aufwiegend auch viele positive) Meinungen werde ich dieses Jahr nach meier Ausbildung auf einer Intensivstation anfangen. Ich durfte mir für ein paar Stunden einen Eindruck machen und sie von mir. Am Ende der Hospitation wurde mir gleich eine Stelle angeboten. Mir ist bewusst, dass großer Mangel da ist und natürlich deshalb auf Berufsanfänger "zurückgegriffen" wird, allerdings find ich das Qualifizierungsprogramm (ausschließlich für berufsanfänger) ein sehr gut durchdachtes Konzept, dass sich laut Erzählungen der Intensivstation auch bis jetzt meist gut bewährt hat. Es werden 10 Wochen komplette Einarbeitungszeit (nur zusätzliche Einteilung) und weiteri 12-? Monate in denen man nie alleine sondern immer in einem 3 oder 4-Bettzimmer mit einer qualifizierten PP eingeteilt ist angeboten. Außerdem werden am Anfang sehr viele Grundkurse bzw Fortbildung über Beatmung, Bobath,...etc. angeboten und ein "Einführungsschulblock" über die Intensivbasics ist auch dabei. Ich freu mich rießig auf die Zeit da anfangen zu können! Als ich bei meinem Vorstellungsgespräch gefragt wurde, wie ich wohl mit der neuen Situation auf Intensivstation klar kommen werden musste ich überlegen und kam zu dem Entschluss (wo sie mir dann auch Recht geben mussten), dass ich Motivation, Interesse und den Willen viel zu lernen mitbringe...wie ich allerdings letztendlich klar kommen kann ich erst entscheiden wenn ich dort arbeite.
Einen wunderschönen Frühlingsanfang  :-D
« Letzte Änderung: 12. April 2012, 19:50:30 von Hanna »

Offline IKARUS

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Re: Als Berufsanfänger direkt auf der Intensivstation arbeiten...
« Antwort #11 am: 12. April 2012, 23:13:27 »
Hallo Hanna!
Wie Du schreibst fühle ich mich falsch verstanden, wenn Du schreibst: "Gegenwind zum Berufseinstieg in die Intensivpflege ..." Nein ich bin nicht gegen einen Einstieg von Schülern in die Intensivpflege. Ich halte diese Einsätze während der Grundausbildung für mehr als sinnvoll und deshalb zwingend notwendig.
Über die Dauer eines Einsatzes während der Grundausbildung - allerdings erst mit letzten Halbjahr der dreijährigen Ausbildung - lässt sich bekanntlich streiten.

Ich vertrete auch den Standpunkt, dass der Einstieg nach dem Examen erst nach einem Jahr stattfinden sollte, weil der Schüler im letzten Halbjahr "gasgeben musste um seine Prüfung durchzustehen".
Danach braucht "der normale Mensch" eine Ruhepause, was für mich bedeutet, dass er nach der regulären Arbeitszeit nicht noch Stunde um Stunden über den Büchern und in Leistungskursen hängen muss.

Wenn nun der gerade examinierte Kollege sofort auf die Intensivstation ginge, könnte es ihn überfordern und der Patient könnte Schaden nehmen. Auch auf einer super organiserten Intensiv [Diesen Fachbereich meine ich nur stellvertretend! Es gibt ja noch mehrere sehr anspruchsvolle Fachbereiche, die für Jungexaminierte reizvoll sein könnten.] kann der junge Kollege nicht immer und lückenlos "überwacht werden".
Wen ihm ein ungewollter Fehler unterläuft, muss er mit den seelischen Folgen für ihn klarkommen. Da hilft auch nicht der Spruch des alten Hasen: "nimm es nicht persönlich, du hast keine Schuld!" Das mag juristisch richtig sein, hilft aber bei den seelischen Qualen nicht weiter.

Also die Zeit von 12 Monaten nach dem Examen sollte "der Neue" nutzen sich in Ruhe und mit dem Studium von Fachliteratur auf die kommende Zeit vorzubereiten.

Zu dem Thema gab es aber noch einen anderen Weg zur Diskussion.
Da soll es im Südwesten der Republik ein Pilotprojekt geben, in dem junge Menschen ohne eine Pflegerische Grundausbildung in einer mehrjährigen Ausbildung (sicherlich analog zur OTA-,ATA-, ...-Ausbildung) an die Intensivpflege herangeführt werden soll.
Da bleibe ich bei meiner fundamentalen Kritik, die ja auch vom Berufsverband [DBfK] und der Fachgesellschaft [DGF] geteilt wird. Da werden junge Menschen ausgebildtet für eine Schalspurtätigkeit, die ihnen für eine spätere Zeit keine Möglichkeit einräumen in der Krankenfplege zu bleiben.
Heute kann ein Intensivpfleger mit Grundausbildung wieder auf die "Normalstation". Später wird dem "Schmalspur-Kollegen" die erforderliche Qualifikation fehlen, denn ein Lebenlang können nur die Wenigsten im Fachbereich bleiben.
Und wer kann mit 55 von vorne anfangen??
Udo Jürgens sang doch: "mit 66 Jahren ..."


Es mag Gründe geben, die den Intensiv-pfleger [ich habe hier bewusst auf das Zwischenwort -kranken- verzichtet] erforderlich erscheinen lassen. Meistens sind es finanzielle Gründe!!

Aber wir alte Hasen sehen halt mehr in die Zukunft und wollen uns vor die Jungen Kollegen stellen. Wir haben kein Interesse daran, dass sie verheitzt werden.

In den Fachbereichen ist es für alle wichtig zu erkennen, wo die eigenen Grenzen liegen.

Auf mich bezogen war ich als junger Hüpfer heißspornig und wollte und wollte. Da kann ein guter Alter Hase hilfreich sein, den richtigen Weg zu finden, bevor man sich in eine Sackgasse verennt. Arbeit ist nicht alles! Sie ist wichtig zum Leben, weil sie für das notwendige Geld sorgen kann.

Also abschließend: Junges ausgebildetes Krankenpflegepersonal ja!
                               Junges Intensivpersonal nein!
Mitunter muss man im Arbeits-Leben auch vorausschauend Denken können. Das gelingt aber nur auf der Grundlage eine exellenten Grundausbildung.
Erfahrung ist das halbe Leben und das Kapital des alten Hasen. Der kann mit weniger Aktionismus mehr leisten als der junge Hüpfer mit viel tam tam.

Auch von mir sonnige Grüße, IKARUS

Offline Hanna

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Re: Als Berufsanfänger direkt auf der Intensivstation arbeiten...
« Antwort #12 am: 13. April 2012, 15:30:14 »
Hallo Ikarus :)

Entschuldigung, dass ich mich in meiner letzten Mail ein bisschen, ja vielleicht unkontrolliert (zwecks des Gegenwindes) ausgedrückt habe, ich bin nur momentan noch so in meiner Freude über eine Arbeitsstelle, dass ich noch nicht so viel über die negativen Aspekte nachgedacht habe. (Ich habe aber natürlich pro und contra abgewägt bevor ich mich dafür entschieden habe).
Ich fände es schön wenn du mir mal deine Meinung über das Einarbeitungskonzept, dass ich in der letzten Mail beschrieben haben, schreiben könntest. Also natürlich mit der Voraussetzung, dass es so durchgeführt wird. (Den Aspekt, dass man irgendwann immer mal alleine ist habe ich verstanden und beziehe ihn auch schon in meine Überlegungen mit ein)
Also in dem Krankenhaus wo ich momentag meine Ausbildung mache, war der Intensiveinsatz Ende Mittel- bis Anfang Oberkurs. Da hats mich dann glaub ich ganz gut getroffen, weil ich habe echt viele und gute Erklärungen und Einweisungen bekommen und hatte zu dieser Zeit (jetz sieht es echt anders aus) auch daheim immer ein bisschen Zeit was nachzulesen etc.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende  8-)

Offline IKARUS

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Re: Als Berufsanfänger direkt auf der Intensivstation arbeiten...
« Antwort #13 am: 13. April 2012, 21:09:34 »
Hallo Hanna!
Das mit den Einarbeitungskonzepten ist ja so eine Sache für sich. Konzepte stehen und fallen mit den aktuellen Rahmenbedingungen. Meine/unsere besten Vorsätze konnten wir nicht immer aufrechthalten, weil es immer wieder zu Personaleinbrüchen kam. Da musste dann der NEUE durch das kalte Wasser schwimmen.
Du kannst dir sicherlich vorstellen, dass das krank machenn kann, selbst bei guter Nachsorge.

Es ist schön zu lesen, dass Du es gut getroffen hast und man sich um dich gut bemüht hat.
Letztendlich muss jeder für sich entscheiden wo er arbeiten möchte. Probleme kann es überall geben! Da kann es egal sein, wo man landet.
Es ist doch von entscheidender Wichtigkeit, wie das Personal zusammen hält und sich gegenseitig unterstützt. Für eine selbständige Einarbeitung haben wir einen "gelben Ordner" entwickelt, in dem der Neuling vieles Nachlesen und Fragen entwickeln konnten. Bei der Einarbeitung gingen wie so vor, dass der NEUE eine Zeit der Springer war und nach einer Zeit X war der Anleiter der Springer und konnte zeitnah korrigierend eingreifen. Das wurde von Schülern und Neuen sehr geschätzt. Fast alle fühlten sich gefordert aber nicht überfordert.
Dir und allen LeserINNEN hier im Forum wünsche ich ein sonniges Wochenende, IKARUS

Offline Beate

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Re: Als Berufsanfänger direkt auf der Intensivstation arbeiten...
« Antwort #14 am: 14. April 2012, 17:26:21 »
Hallo Ikarus,
in deinem Beitrag von gestern erklärst du noch einmal das Procedere mit der Einarbeitung, dass der Einsteiger erst mal Springer ist und nach einer gewissen Zeit der Anleiter die Rolle des Springers übernimmt, um direkt eingreifen zu können. Diesen Ablauf finde ich sehr gut, bringt auch sehr viel, jeder ist gefordert und selbiges durfte ich auch schon mit meinen Schüler/innen und neuen Mitarbeiter/innen praktizieren, war ne tolle Sache!
In diesem Sinne ein schönes WE und Liebe Grüße aus dem Landkreis Gießen
Beate