Nun hat es das Thema auch geschafft, dass es in der aktuellen Fachliteratur (die Fachzeitschrift "Die Schwester/Der Pfleger; 51. Jahrgang 04/12, Seite 404 ff)besprochen und diskutiert wird.
Richtig so!! Es gab und gibt ja auch hier im Forum verschiedene Sichtweisen und Standpunkte.
Ich möchte noch einmal aus dem Blickwinkel der Intensivpflege versuchen meinen Standpunkt darzulegen, warum ich gegen eine Einführung dieses Ausbildungsganges bin.
Wie in den bisherigen Diskussionen, hier und an anderen Stellen, gibt es ein Für und Wider. Für mich überwiegt das Wider!!
Man stelle sich vor, dass ein engagierter Mensch an das Bett eines Schwerkranken gestellt wird und er "nur" spezialisiertes Fachwissen" hat. Die Krankheiten nehmen aber oft einen komplexeren Verlauf, den man mit einem zu engen Blickwinkel nicht erkenne kann.
Was nun? Wer trägt die Verantwortung für den Spezialisten? Er selber? Wohl kaum! Denn er ist ja Berufsanfänger und es gilt (leider bis gottseidank), was jemand macht muss er auch verantworten [Juristenstandpunkt!!].
Und ich bin davon überzeugt, dass im Streitfall die heutigen "Verantwortlichen" sich aus der Schusslinie bringen.
Da bleibt der "Intensivpfleger" [darf man/soll man ihn so nennen? nein!!] alleine gelassen.
Die Suppe muss er alleine ausbaden!
Für eine grundständige Ausbildung - und ich glaube, dass das auch für den psychiatrischen Bereich unseres Berufsstandes gilt - ist die Grundausbildung unerlässlich. Wenn ich "nur" Ahnung von Psychiatrischen Krankheitsbildern habe, komme ich ich in Notfallsituatione schnell an meine Grenzen.
Diese Spezialisierungen (OTA, ATA, ...) führt dazu, dass die Pflegequalität abnehmen wird und dass die Stelleninhaber überfordert werden. Kurzfristig werden Probleme gelöst und Personalengpässe aufgefangen, aber zu welchem langfristigen Preis? Eine gesellschaftliche Frage mit berufspolitischer Brisanz.
Wir müssen uns in diese Diskussion einbringen!!
Den Ausführungen von Herrn Lothar Ullrich, Uniklinik Münster und
den Ausführungen von Frau Andrea Kiefer, DBfK Südwest
kann ich in Gänze folgen und sie dick unterstreichen.
Andere Berufsgruppen haben eine Berufsordnung (Handwerkskammer, Standesvertretungen von Ärzten und Anwälten, ...) wer mit welcher Grundausbildung was tun darf.
Man stelle sich vor, da gibt es einen Menschen der (nur technisch gesehen!) hervorragend Herzkatheter "schieben" kann.
Ob die Kardiologen so einen an ihrer Seite dulden würden?? Kann ich mir kaum vorstellen!!
Wenn es den Verantwortlichen (Politik, Management, ...) mehr gelingen würde unserem Beruf mehr Attraktivität zukommen zu lassen, kämen auch mehr junge Menschen mit guter Grundausbildung in unseren sehr anspruchsvollen Beruf.
Ein Pflaster aufkleben kann (fast!) jeder, aber komplexe Situationen kann eben nicht JEDER erfassen und entschlüsseln.
Da gehört vernetztes Denken zur Grundkompetenz der Fach-Pflegekraft.
Wir (der Berufsstand!) sollten nicht zulassen, dass jeder in die berufliche Pflege kommen kann.
Wir dürfen das Niveau nicht absenken lassen!
Wir müssen mehr Öffentlichkeitsarbeit leisten um die Anderen besser zu informieren, über das was wir tun und können.
Ich wünsche uns allen eine hervorragende Diskussionskompetenz, damit wir unseren Standpunkt untermauern und verteidigen können.
Kollegiale Grüße, IKARUS