Autor Thema: Reader praktische Übungsfälle Übungsfall Examen echte Fälle Klausur Musterlösung  (Gelesen 6944 mal)

Offline norbert1507

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In Anlehnung an die Prüfungsfälle der letzten Jahre habe ich einige Übungsfälle mit Musterlösung erstellt.
Es handelt sich um "echte Fälle", die von obersten Gerichten so entschieden wurden.
Dennoch gibt es so gut wie nie "die verbindliche Musterlösung".
Jeder Fall ist ein individueller Fall und bedarf intensiver juristischer Abwägung und Prüfung.
Ich habe die "Musterlösung" anhand meiner im Unterricht behandelten Reader ergänzt.
Teilweise auch vereinfacht, damit es nicht zu kompliziert wird.
Neuen Übungsfall 6/2012 eingestellt.
Wiederum ein in der Praxis vorgekommener und so gerichtlich entschiedenen Fall. Schwerer Hygienefehler eines Notarztes beim Spritzen.
Bei allen Übungsfälle kann auch ergänzend Bezug zum SGB und die entsprechenden Leistungen genommen werden.
Der Reader Haftungsrecht wurde durch Aufnahme der grundlegenden Bestimmungen des Patientenrechtegesetzes erweitert.
4/2014 redaktionelle Überarbeitung der Übungsfälle. Versuch der Anpassung an Ausbildungsvorgaben der Kranken- und Altenpflege.

2023 02
Überarbeitung der Musterfälle gem. Vorgaben der "Generalistik". So wie es allerdings momentan aussieht, kann man mein "generelles Lösungsmuster" auch für die neuen "Aufsichtsarbeiten" bzw. "Examensfälle" verwenden.
Im Examensfall TB 6 aus 2023 (dankenswerterweise wieder in PS publiziert, aber aus "Datenschutzgründen" nur für registrierte User abrufbar, wieder meine Musterlösung gut verwendbar:
1. Vier Rechtsfolgen von Pflichtverletzungen (dazu habe ich in mehreren Readern einfach formulierte Ausführungen gemacht) +
2. Wirtschaftliche Folgen für die Klinik, das Heim oder sonstigen "Betreiber/Anbieter". Gerade dieser Aspekt ist in den letzten Jahren regelmäßig in die "Aufsichtsarbeiten" bzw. Abschlußprüfungen eingeflossen.
« Letzte Änderung: 27. März 2023, 16:38:56 von norbert1507 »

Offline IKARUS

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Re: Reader diverse praktische Übungsfälle
« Antwort #1 am: 18. April 2012, 11:20:58 »
Hallo Norbert, es sind sehr gute Fallbeispiele, die Du zur Verfügung stellst. Ein zentrales Problem das schwer gelöst werden kann ist, dass die Ankläger keinen Lösungsweg aufzeigen.
Wenn wir als Fachkräfte alleine die Lösung erarbeiten und präsentieren sollen, dann müssen auch die Rahmenbedingungen (finanzielle und personelle Ressourcen) geschaffen werden. Das können wir als Pflegekräfte kaum, weil  wir nicht an dem Tisch sitzen, an denen das Geld verteilt wird.
Sicherlich fixieren wir manchmal Patienten, bevor der Arzt es schriftlich anordnen kann. Wenn da einer es versäumt, die schriftliche Anordnung einzuholen, dann liegt ein juristischer Fehler vor. Ich denke aber persönlich, dass "der Kollege" so viel zu tun hat, als dass er den Schriftkram später erledigen will. Das ist zwar menschlich nachvollziehbar, aber juristisch ein Fallstrick.
Das bringt mich dazu zu sagen: Am Ende steht keiner an deiner Seite, oder Du musst für dein Tun und Nichttun die alleinige Verantwortung übernehmen.

Es ist ein ständiger Drahtseilakt, den wir unternehmen müssen. Das ergeht uns aber nicht alleine so. Auch andere Berufsgruppen müssen sich zur Decke strecken. Nur wenn der Schreiner seinen Hobel auf die Hobelbank legt und die Werkstatt abschließt, bleibt es ruhig. Wenn wir nach Feierabend die Station verlassen, pulsiert das Leben ungehindert davon weiter.

Gruß, IKARUS

Offline norbert1507

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Re: Reader diverse praktische Übungsfälle
« Antwort #2 am: 06. Mai 2012, 17:38:50 »
Hallo Ikarus,
danke für die anerkennenden Worte und  insbesondere auch für die praktischen Hinweise.
Leider nimmt die "Verrechtlichung" im Gesundheitswesen und insbesondere in der Pflege immer mehr zu.
Ich bedaure diese Tendenz.
Wenn man alle gesetzlichen Vorgaben in der Praxis auf Punkt und Komma erfüllen wollte, käme man gar nicht mehr zur eigentlichen Aufgabenerfüllung.

Selbstverständlich ist es gut, dass es immer mehr "mündige Patienten" gibt. Wenn das aber dazu führt, dass z.B. jeder Handgriff dokumentiert werden muß, um nicht in eine Haftungssituation zu geraten, dann geht diese Arbeit zu Lasten des eigentlichen Aufgabenbereiches, nämlich der Pflege.
Seriöse Berichte gehen z.B. von einem zeitlichen Faktor für reine "Büro- und Verwaltungstätigkeiten" bei einem Krankenhausarzt von fast 50 % der Arbeitszeit aus.
Auch das Krankenpflege- und Altenpflegepersonal berichtet immer wieder von der erheblichen Zunahme reiner Schreibtischtaufgaben.
Diese, von fast allen Pflegekräften als sehr unbefriedigend empfundenen Tätigkeiten, gehen zu Lasten der eigentlichen Pflegezeit.
Nicht nur aufgrund von Fallpauschalenabrechnungen oder engen zeitlichen Vorgaben z.B. bei der ambulanten Pflege gerät der Mensch mit seinen Bedürfnissen nach Zuwendung und Ansprache immer mehr in den Hintergrund.
Westliche Medizin = Apparatemedizin?
Östliche Medizin = sprechende Medizin?
Ein weites Diskussionsfeld.
Ich versuche im Unterricht immer bei der Behandlung haftungsrechtlicher Themen den "Ball flach zu halten".
Die Schüler werden von mir über die komplizierten rechtlichen Vorgaben aufgeklärt, aber nicht verunsichert.
Ich weiße besonders darauf hin, dass immer noch der Mensch im Mittelpunkt des Handelns stehen muß und nicht die "überkorrekte Erfüllung gesetzlicher bzw. bürokratischer  Vorgaben".
Herzliche Grüße
Norbert

Offline IKARUS

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Re: Reader diverse praktische Übungsfälle
« Antwort #3 am: 06. Mai 2012, 18:08:01 »
Hallo Norbert,
mündige Bürger müssten dann aber auch für ihre Rechte und die erforderliche Pflege-Zeit eintreten. Wenn die Patienten eine sichere Pflege haben wollen, dann sollten sie sich auch über die Personalstärke Gedanken machen.
Der mündige Bürger macht sich ja auch Gedanken über andere Bereiche seines Lebens, zu Themen die ihm wichtig sind (Auto = ADAC, Urlaub = ab-in-den-Urlaub, ...).

Zu dem Hinweis westliche/östliche Medizin habe ich andere eigene Erfahrungen.
Auch in China wird nicht jedem Patienten die erforderliche Zuwendung zu Teil.
Ich war in einem Behandlungszentrum in Kanton [Südchina] und habe sehr gute und sehr ungünstige Erfahrungen machen müssen.

Es ist so wie bei uns!!

Vieles hängt vom Engagement der Menschen ab, die am Krankenbett stehen und arbeiten.

Zum "Ball flachhalten" kann ich den Standpunkt verstehen und unterstützen. Als Lehrkräfte müssen wir darauf achten, dass wir unsere Schülerinnnen auf die Klippen hinweisen und wie sie sie umschiffen können. Panikmache ist nur destruktiv!!

Der Hinweis auf zu viel Bürokratie ist doch dem geschuldet, dass der mündige Bürger nur für das bezahlen will (und wenn möglich auch lieber nur die Hälfte!!) was wir ihm nachweisen können. Wir können nicht mehr sagen: ich hätte gerne 1200 Euro.
Die Nachfrage wofür stellt der mündige Bürger blitzartig.

Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir die Dokumentation effizienter gestalten können. Da gibt es in anderen Berufsgruppen sicherlich gute Ansätze, die wir in die Pflege übertragen können.
In andern Pflege-Feldern unseres Berufes ist das ja PflegewissenschaftlerINNEN geglückt.

Warum nicht auch in diesem Punkt?

An anderer Stelle habe ich mal Nachlesen dürfen, das es eine pfiffigere Formulierung gibt als
"Der Patient steht im Mittelpunkt!"
sie lautet: "Im Fokus der Patient!"
Ich denke, dass diese Formulierung den Punkt besser trifft, weil die erste und sehr oft zitierte Formulierung auch besagen kann, dass ich um den Patienten umhergehen muss, wenn er im Mittelpunkt steht.
Von einem älteren Kollegen habe ich (1982!!) die zynisch wirkende Erklärung mal "um die Ohren bekommen".
Er war ausgebrannt oder wie wir heute sagen, er hatte ein Burnout. Prinzipiell war er im Patientenkontakt sehr einfühlsam und liebevoll, aber im Pausenraum konnten viele Kollegen seine andere Seite beobachten. Irgendwie musste er "den Druck ablassen". Heute würde ich ihm anderes raten, als die zynisch klingenden Sprüche ungefiltert in den Kollegenkreis zu senden. Das ist auch kontraproduktiv!!

Sonnige Grüße aus Essen, IKARUS

Offline Beate

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Re: Reader diverse praktische Übungsfälle
« Antwort #4 am: 06. Mai 2012, 18:12:33 »
Hallo zusammen, ich habe den einen und anderen "Fall" gelesen und da habe ich heftig Gänsehaut bekommen, was doch so alles passieren kann. Man kann gar nicht fit und wach genug sein, um seinen "Rundumblick" nicht zu verlieren.
LG Beate, und natürlich noch einen schönen Abend