Autor Thema: Psychiatrische Pflege ohne Mythos  (Gelesen 5338 mal)

Offline Thomas Beßen

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Psychiatrische Pflege ohne Mythos
« am: 04. Februar 2014, 06:23:22 »
"Die Psychiatrische Pflege ist für Berufskollegen aus der Somatik ein Buch mit sieben Siegeln. In ihren Köpfen schweben Bilder von einem bequemen Job, bei dem sich niemand das Kreuz verrenkt. Hingegen berichten Medien oft von einer lebensgefährlichen Arbeit hinter verschlossenen Türen. Tatsächlich bilden beide Vorstellungen die Realität verfälscht ab. Denn der Alltag der psychiatrisch Pflegenden ist weniger dramatisch, dafür aber anspruchsvoll und vielseitig. ..."

Dies und mehr von Monika Hiltensperger in https://www.thieme.de/statics/dokumente/thieme/final/de/dokumente/tw_pflege/Portrat_PsychPflege.pdf

Frühe Grüße!
Thomas Beßen
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline IKARUS

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Re: Psychiatrische Pflege ohne Mythos
« Antwort #1 am: 04. Februar 2014, 10:21:31 »
Das kann ich, der aus der Somatik kommt, bestätigen.
Meine erste wirklich enge Berührung mit Fachkräften aus der psychiatrischen Pflege war während meiner Pflegelehrerausbildung [1992 -1994] Wir hatten eine Kollegin aus einer Psychiatrischen Klinik im Rheinland. Zuerst waren die Diskussionen mit ihr sehr anstrengend, weil sie von ihrem Tun sehr überzeugt war und wir (die aus der Somatik - uni sono!) von unserem. Sie erschien uns allen recht skuril! Im Laufe der Ausbildung wuchsen wir zusammen, so dass die laufenden Diskussionen von gegenseitigem Respekt mehr und mehr getragen wurden. Einen wirklichen Einblick in die Arbeit der Psychiatrie habe ich erst 2004 bekommen. Von da an habe ich mich intensiver mit psychiatrischen Krankheitsbildern auseinandergesetzt und die Diskussion mit Fachkräften aus der Psychiatrie bewusst gesucht.
Ein Krankheitsbild (z.B. die Depression oder die Demenz) aus dem psychiatrischen Formenkreis kann ebenso spannend sein wie ein Krankheitsbild [das Polytrauma oder der Herzinfakt] aus der Somatik.
Es kommt darauf an, ob der Betrachter einen entsprechenden Blickwinkel bekommt. In den letzten Jahren konnte ich meinen Blickwinkel verändern und erweitern. Also von einem Teleobjektiv zu einem Weitwinkel. Ohne meine beruflichen Wurzeln gänzlich zu verlassen, habe ich mich auf ein neues Arbeitsfeld eingelassen.
Mir kommt da ein Zitat von Göthe ins Gedächtnis: "Alles worauf sich ein Mensch ernsthaft einlässt führt ins Unendliche." 
Hierdurch möchte ich zum Ausdruck bringen, dass fast Alles sehr spannend sein kann, wenn man sich ernsthaft darauf einlassen kann oder gar will. 

In meinen letzten Kursen, in denen wir Alltagbegleiterinnen ausgebildet haben, habe ich sehr bewusst einen Besuch in die umliegenden Psychiatrieabteilungen eingeplant. Das hatte zur Folge, dass sich einige Schülerinnen für Praktika in der Psychiatrie ausgesprochen haben und nach der Ausbildung auch bewusst in die Psychiatrie beworben hatten.
Es wäre toll, wenn es eine größere Vermischung die Fachbereiche gäbe, ohne dass sie ihre Wurzeln aufgeben. Das ist ja auch  in der Somatik so. Da gibt es neben dem Fachkrankenpfleger aus der Inneren Medizin auch den Spezialisten aus der Chirurgie. Und innerhalb der Chirurgie lassen sich auch Verschiedenheiten [Allgemeinchirurgie, Unfallchirurgie, Neurochrurgie, ...] ausmachen. Bei aller Verschiedenheit ist es sinnvoll nach Gemeinsamkeiten Ausschau zu halten.

Schöne Grüße aus dem sonnigen Ruhrgebiet, IKARUS