Autor Thema: Prozess um MRSA-Keime im KH: grobe Fahrlässigkeit eines Krankenpflegeschülers  (Gelesen 15474 mal)

Online Thomas Beßen

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"Weil er im Briloner Maria Hilf-Krankenhaus mit den berüchtigten MRSA-Keimen infiziert wurde, sprach das Oberlandesgericht Hamm einem Patienten 40000 Euro Schmerzensgeld zu. Ein Krankenpflegeschüler habe, so das Gericht, grob fahrlässig gehandelt. ..."

Quelle & mehr: http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-brilon-marsberg-und-olsberg/mrsa-keime-im-briloner-krankenhaus-schmerzensgeld-id8936551.html#plx1045028382

Guten Morgen!
Thomas Beßen
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline dino

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Ob Das auch bei einer vernünftigen personellen Besetzung passiert wäre? In Allgemeinkrankenhäuser werden Schüler doch oft als Kompensation personeller Engpässe (hört sich besser an als billige Arbeitskräfte) eingesetzt.
VG    dino

Offline IKARUS

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Ja, der Fall wirft Fragen auf und der Hinweis von Dino ist auch richtig.
Ich frage aber, war der Schüler bereits soweit ausgebildet, dass er diese Tätigkeit durchführen konnte?
Also wurde er in spezieller Hygiene ausreichend unterrichtet.
Das praktische Tun ist eine Sache, das Tun mit Fachkenntnis ist eine andere.

Ich frage aber noch, wer wurde verurteil? Das Krankenhaus als Vertragspartner oder der Schüler als handelnde Person?
Das geht für mich nicht deutlich aus dem Artikel hervor. Neben der Pflegeschülern haben wir ja jetzt auch noch die Pflegeassistenten, die auch nur eine sehr begrenzte Ausbildung nachweisen können.

Ich halte es hier auch für sehr wahrscheinlich, dass dieser Personenkreis zu Arbeiten herangezogen werden, für die sie -noch- nicht ausgebildet sind.
Sie werden von der KH-Verwaltung und dem PDLer eingestellt, weil sie preiswerter sind.

Beste Grüße, Ikarus

Offline dino

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Hi Ikarus, laut dem Artikel http://www.hycom.de/fileadmin/user_upload/presse/2014_MRSABrilon.pdf wurde die Klinik verurteilt. Ich möchte jetzt aber nicht in der Haut von der Stationsleitung/Praxisanleiter stecken. In der Klinik wird bestimmt schwarzer Peter gespielt. Was haben wir? Aufsichtspflicht des Praxisanleiters, Dienstausicht der Stationsleitung, Übernahmeschuld des Schülers.
VG  dino
« Letzte Änderung: 12. Februar 2014, 10:02:38 von dino »

Offline IKARUS

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Ja Dino, da kannst Du Recht haben mit dem Schwarzen Peter-Spiel.
Mein Fokus ist auf den Schüler gerichtet, wenn "er verprügelt" wird. Sicherlich nicht körperlich! Hier können dann aufstrebende Berufskarrieren gebrochen werden. Schüler sollten den Schutz der Gruppe haben, den sie aber in Konfliktsituationen auch nicht bekommen.

Es geht aber auch anders!
Da sollen Schüler erst nach Anleitung und Dokumentation eigenverantwortlich eine pflegerische Tätigkeit ausführen und dokumentieren. Wobei das mit der Dokumentation auch noch so ein Fakt sein kann. Hier verstehen dann die Schüler nicht, dass ein noch begrenztes Verbot auch Schutz sein kann. Denn eine Dokumentation darf ja nicht unkenntlich gemacht werden, wenn man sich verschrieben hat.
Den letzten Fakt hatte ich im meinem letzten Unterricht und mache ihn deshalb zum Thema. Es gibt auch wirklich fürsorgliche Stationsleitungen. Das verstand die Schülerin aber [noch!] anders.
Da geht mir  gerade das Lied von Bettina Wegener durch meinen Kopf "Sind so kleine Hände ...." Das Lied habe ich aber nicht in meinem Fundus, nur die Melodie im Kopf.
Beste Grüße aus Essen, IKARUS

Online Thomas Beßen

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Siehe auch OLG Hamm · Urteil vom 8. November 2013 · Az. 26 U 62/12 unter http://openjur.de/u/670711.html.

Frühlingsgrüße!
Thomas Beßen
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline IKARUS

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Auch unsere WAZ berichtete in ihrer Ausgabe vom 25. Februar von diesem und andern Fällen. In einer Überschrift heißt es, dass MRSA-Patienten aus dem Schweinestall flüchten. Hier werden zwei Kliniken im Ruhrgebiet angeführt. Was mich an der Artikelserie stört ist die Tatsache, dass bei dem Pflegeschüler einmal von einem Schüler und ein anders mal von einem Zivi berichtet wird. Die Zeitung brüstet sich mit diesem Thema zur Zeit. So wird am 5. März 2014 in der Sparte POLITIK kolportiert: "Kneipen schärfer kontrolliert als Kliniken. Hier wird der aktuelle Patientenbeauftragte der Bundesregierung Karl-Josef Naumann zitiert. Er sieht in der Verantwortung die jetzige Gesundheitsministerin des Landes NRW und fordert sie auf zu handeln. Er (K-J N und der Reporter!) verschweigen, das K-J N vorheriger Landesminister war und ebenfalls an bestimmten Stellen ein aktives Handeln unterlassen hat, dass er heute qua Position einfordert.

Mir ist noch nicht klar, was aus dem Pflegenachwuchs geworden ist.

Beste Grüße aus dem sonnigen Ruhrgebiet!! Habt auch ein tolles sonniges Wochenende. Es sollen ja 20° C weerden. Juchu!! Frühling!!

IKARUS, der der den Walzer tanzt 

 

Offline dino

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Nimm einen Sack, schmeiß diverse Politiker rein und hau drauf. Du triffst immer nur Einen  :evil:
Viele Grüße    dino

Mathi

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Man sollte erstmal damit anfangen Schüler nicht als 100 % zu Planen. Sondern auch erstmal nach fragen was hast du schon in der Schule gehabt wo kann ich dich auf Stationen einsätzen oder was kann ich dir noch zeigen oder wo sollte sich der arme Schüler noch einlesen. Bei uns würd es so gehalten so lange der Mentor nicht ein Kompetenznachweiss hat wie zum Bsp Hygiene darf er nicht alleine z.B. zu einen Patienten mit MRSA. Also es sollten mal die Häuser anfangen umzudenken nicht durch Sparen schafft man qualität sondern durch Geld ausgeben schafft man quallität und man Spart noch am schluss Geld.

grüsse vom Berge  :-D :-D :-D

P.S. Diese ganzen Wirtschafsbosse die Krankenhäuser kaputtsparen und irgendwelche unqualifizierten sprüche klopfen sollte man mal auf ihre eigenen Station legen und mal sehen ob sie dann immer noch so ein scheiss Lappern. Denn beweiss hatte ich nämlich diese Woche mal wieder Pflegen kann nämlich nicht jeder, wenn ein das Wissen fehlt kann man auch viel falsch machen.

« Letzte Änderung: 11. März 2014, 20:33:34 von Mathi »

Offline IKARUS

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So recht Du  hast Mathi, wird sich der Wunsch nicht erfüllen. Stell Dir vor "unsere Berliner Sprücheklopferin" "pflege kann doch jeder!" würde erkranken. Da stehen dann sehr viele die sich profilieren wollen an ihrem Bett. Nichts wird sich ändern. Oder wie wir im Pott sagen: "Die Kohle fällt nach oben!"
Auch die Wirtschaftsbosse oder Kliniklenker werden von ihren Chefärzten behandelt und von der Oberschwester Hildegard persönlich gepflegt. Auch innerhalb  von Kliniken fallen die "weißen Kohlestücke" gerne nach oben.

Beste Grüße aus Essen, Michael

Offline dino

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Wie in jedem Betrieb sind in einem Krhs die Personalkosten der größte Kostenfaktor. Würden wir in einer Demokratie leben könnte man sagen das das Volk die Versorgung bekommt die es frei bestimmt hat. Wir leben aber in keiner Demokratie. Politiker bilden eine eigene "Kaste". sie engagieren sich als Jugenliche in einer Jugendbewegung einer Partei, kommen dann über Stadt- Kreistag in den Landtag und irgendwann in den Bundestag. Sie haben vielleicht studiert und promoviert (mit Hilfe eines Ghostwriters), aber nie richtig gearbeitet. Sie kennen nicht die "Nöte und Sorgen ihres Volkes", es interessiert sie auch nicht. Für sie ist das Volk nur Stimmvieh. Also Mathi, was erwartes Du von solchen Leuten?
VG    dino

Offline IKARUS

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Hallo Dino, partiell will ich dir ja zustimmen, aber es gibt auch einen anderen Standpunkt.
Die Politiker oder die Manager in den Sozialversicherungen können nur das ausgeben, was sie zuvor eingenommen haben. Obwohl ich oft Politiker kritisiere, halte ich es doch für dringend notwendig, dass die Bevölkerung lernen muss, dass es zum Spartarif kein allinklusive Paket geben kann, was sie aber haben wollen. Oft vertrete ich den Ansatz, dass der Patient bekommt was er auch vorsorgt. Wer rechtzeitig nicht Vorsorgebetreibt, muss sehen was für ihn übrig bleibt. Das mag ja nicht sozial klingen ist es aber doch. Wer zuvor seine Kohl für Genussmittel und andere diverse Spaßartikel ausgibt, wird später kein Geld haben sich Gesundheit zu leisten.
Wer Gesundheit will sollte auch gesundheitlich orientiert leben.
Wer ein gutes Auto will, wird es sich leisten. Wenn er krank ist, soll die Gesellschaft für die Folgekosten aufkommen. Diese Bilanz kommt in immer einer größeren Schieflage.

Beste Grüße aus Essen, Michael

Offline dino

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Hi Ikarus, dass stimmt nur für den individuellen Bereich, aber nicht für die Rahmenversorgung. Du kannst Dich privat noch so dolle versichern, wenn kein Krhs. in der Nähe ist muss man fahren. Denn für die Rahmenversorgung ist der Krankenhausplan des Sozialministeriums des jeweiligen Bundeslandes zuständig. Für Notfallpat. ist es in der Regel eh schnuppe wer der Kostenträger ist. Der Hubi kommt z. B. genau so schnell für den Hartz4 Empfänger wie für den Millionär. Und oft ist es sogar besser wenn Dich der OA operiert als der Chefarzt. Auf einer Intensiv ist es doch auch egal wer der Kostenträger ist. Es geht mir da um die Personalausstattung im Allgemeinen. Hier müßte eine Änderung eintreten. Das dies ohne Kosten nicht möglich ist ist klar. Aber auch die beste Zitrone ist irgendwann ausgedrückt. Da erhebt sich mir eher die Frage ob z. B. Kultur höher zu werten ist als ein Menschenleben. Oder ob man in der Bundesliga den Polizeieinsatz den armen Fussballvereinen in Rechnung stellt. Dies als Beispiel, denn von nichts kommt auch nichts. Die medizinische Versorgung der  Politiker sieht ab einer gewissen Größenordnung etwas anders aus. Ob dies besser ist sei dahin gestellt. Wie war das doch damals noch mit Franz Josef Strauß? Statt auf Christoph und bodengebundenen Rettungsdienst zu warten und Laienhilfe zu unternehmen wurde er behelfsmässig in einem Polizeihubi in die Klinik geflogen. Halbsitzend, ohne Airwaymanagement oder sonstige medizinische Betreuung. Das Ergebnis ist bekannt. :-(
VG   dino
« Letzte Änderung: 14. März 2014, 15:54:29 von dino »

Offline IKARUS

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Ich würde Kultur nicht gegen Menschenleben aufrechnen Dino. In viele Punkten gebe ich dir ja Recht!! Es bleibt aber mein Standpunkt, dass Menschen mit reduziert Bildung eher Genussmittel konsumieren, anstatt dass sie über ihre Gesundheit nachdenken und Vorsorge betreiben.

Nun bin ich gespannt auf deine Zeilen.

Beste Grüße und allen Usern ein super schönes Wochenende.
Ich werde wieder das Parkett polieren, Michael

Offline dino

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Hi Ikarus, oftmals ist das so. Die Vorsorgeresistenz (materiell wie diagnostisch) steht aber auf einem anderen Blatt. Sie hat nichts mit der Personalbemessung oder gar dem Standort eines Krhs. zu tun. Mit einer Zusatzversicherung kannst Du Dich halt Privat legen oder einen besseren ambulanten Pflegedienst leisten, dass wars. Aber auch die sogenannten Bildungsbürger haben so ihre Schattenseiten, und zwar öfter als man denkt. Da will schon mal die Frau ihrem Mann ein Küchenmesser in das Bäuchlein stecken weil er ihr den Klosterfrau weggetrunken hat (Real). Oder die Frau vom Lehrer hat zu viel Kellergeister intus das sie beim Aussteigen (wollte den Lottozettel wegbringen) nicht mitbekam das ihr Göttergatte (weniger Kellergeister, eher Gerstensaft) rückwärts fuhr. Er bekam dies auch nicht mit, aber ein Passant. So gab es "nur" eine offene Radiusfraktur. Und als Bildungsbürger braucht man auch keinen RTW, nö, man fährt selbst :) (auch real). Oder der übergewichtige Manager der beim Kopulieren in einem gehobenem Etablissement vom AKS überrascht wird und man sagen konnte mein Gott er kommt ohne nochmal zu kommen  :evil: In vielen Fällen ist es ein Vorurteil das "Bildungsbürger" gesünder leben. Mir sind auch "Gesundheitsapostel" bekannt die beim Joggen der Sekundenherztod ereilt hat. Ebenso kenne ich die 240 kg leichte Dame aus dem 3. OG die unter Asthma und Hypertonus leidet, gerne raucht und ihren Kummer mit Alkohol bekämpft. Das wird man nicht ändern können, damit müssen wir leben. Denn sobald es ihr schlecht geht muss man reagieren, denn sonst könnte sie sterben. Klar wäre eine Reha tolle, vielleicht bewußter Ernähren, 2 Pck. weniger rauchen und den Alkohol weglassen. Aber damit würden wir ihr auch ihre Lebensgrundlage nehmen, denn sie hat sonst nichts.
Mein Standpunkt ist relativ einfach, ein Menschenleben geht vor, dass hat für mich nichts mit aufrechnen zu tun. Kultur ist nice to have, aber nicht lebensnotwendig. Will ich in ein Musical, z. B., muss ich bezahlen. Auch ohne staatliche Unterstützung funktioniert Kultur. Ein Gesundheitswesen jedoch nicht.
Viele Grüße
dino