Autor Thema: Plötzlich Stationsleitung  (Gelesen 7277 mal)

Offline Thomas Beßen

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Plötzlich Stationsleitung
« am: 20. April 2015, 05:20:14 »
"Personalengpässe führen dazu, dass Pflegende immer früher eine Station leiten. Damit erhalten sie Anerkennung, aber auch einen Berg neuer Aufgaben. Wie Sie diese bewältigen und die Freude an der neuen Position bewahren, lesen Sie hier. ..."

Dies und mehr unter: http://wuttigmedia.de/wp-content/uploads/2013/12/Thieme-CNE-Magazin_2013-05_Stationsleitung_BWuttig.pdf

Guten Morgen!
Thomas Beßen
Wer heute krank ist, muss kerngesund sein.

Offline IKARUS

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Re: Plötzlich Stationsleitung
« Antwort #1 am: 20. April 2015, 10:38:22 »
Es ist ein toller Beitrag, den ich zum Lesen empfehle. Da hast du Thomas wieder was tolles hier eingestellt.
Nun ist es so, das gilt nicht nur für den Pflegedienst, dass nicht alle werdenden Manager auf ihre Aufgabe gut vorbereitet werden. Es ist mir auch wichtig hervorzuheben, dass ich auch so ein "Grünschnabel" war. Auch ich hatte den Willen Stationsleitung zu werden ohne zu wissen, was da eigentlich auf mich zukommt.
Hier ist der Begriff der Nachwuchsförderung sehr wichtig. Die auch in unserem Beruf nicht ausgiebig gepflegt wird.
Es wird aber mehr getan als noch vor Jahrzehnten!! Wir haben heute Ausbildungsgänge für werdende Stationsleitungen. Früher haben einige Krankenpfleger oder-Schwestern diese Position auch aus biologischen Gründen bekommen, nicht weil sie qualifiziert waren.
Aber was bedeutet hier eigentlich qualifiziert?
Als Leitung werden von einer Pflegefachkraft ganz andere Aufgaben und Handlungen erwartet als es zuvor der Fall war. Diese sind im Artikel auch sehr gut beschrieben.
Es klingt schön, wenn man den Satz erhebt, so wie Jürgen Klinsmann: "Ich will mein Team jeden Tag ein wenig weiterentwickelt!"
Ja der Wille ist da wichtig und ebenso richtig. Es ist aber auch wichtig, dass das Team sich weiterentwickeln lassen will. Denn das bedeutet, dass die Mitarbeiter stetig sich fortbilden wollen. Auch in ihrer Freizeit!
Auch ist es wichtig, dass die Mitarbeiter das WIRGEFÜHL pflegen. Das kann nicht nur die Leitung tun!
Zu Beginn einer Leitungsübernahme oder Teamzusammensetzung ist der Zusammenhalt groß. Im Laufe der Zeit können sich aber Egoismen entwickeln, die zuvor nicht erahnt wurden. Da werden dann von der Leitung (SL) Begünstigungen erwartet, die man aber nicht direkt vom Kollegen abfordern will. Da soll sich doch die Leitung dann abstrampeln. Hier ist die professionelle Distanz hilfreich.
Am besten bekommt man diese hin, wenn man nicht in der eigenen Klinik die Karriereleiter hinaufsteigt.
Nichts gegen das Aufsteigen!!
Als mir die Leitung in der "eigenen Klinik" versagt wurde, war ich sehr angefressen. Erst später habe ich diesen klugen Schachzug der damaligen PDL verstanden. Nachwuchsförderung!
Mir wurde auch nach der Übernahme der Leitung etwas vom PETER-Prinzip erzählt.
Obwohl ich eine gute Pflegekraft bin, kann es sein, dass ich den Anforderung an eine Leitungsaufgabe nicht gewachsen bin.
Der Besuch einer Schulung zur Leitung einer Station oder Abteilung ist heute Standard. Gut so!!
Aber wir wissen ja auch, dass eine Ausbildung, die mit Erfolg abgeschlossen wurde, nicht alle Qualifikationen vermitteln kann. Im Bericht wird ja auch davon berichtet, dass es kein einheitliches Curriculum gibt. Ob das ein hilfreiche Lösung wäre?
Aus meiner Erfahrung ist das gezielte Hinführen zu Leitungsaufgaben ein hilfreicher Schritt. Das spätere Schülerprojekt "Wir leiten eine Station" hat diesen Gedanke umgesetzt. Schüler sollen mit den vielfältigen Aufhaben und Herausforderung, die ein Leitung hat, konfrontiert werden. Auch das führen von Konfliktsituationen ist ein wichtiger Bestandteil des Heranführens.
Weil nicht jeder leiten kann (und das gilt nicht nur für unsere Berufsgruppe!!), sollten die Pflegeeliten herausgebildet werden. Auch wenn ich dafür Kritik einstecken musste und muss, bleibe ich auf meinem Standpunkt stehen.
Mitunter haben auch Mitarbeiter bessere Managementqualitäten als mit dem Umgang von Patienten oder das Aushalten von belastenden Situationen.

Mögen Schüler doch einmal einen Dienstplan erstellen und zwei Tage später dann 30% Krankmeldungen bekommen. Hier wird im Artikel darauf hingewiesen, dass die PDL hier keine Unterstützung gibt. Kann sie doch gar nicht!! Wir haben ein Budget das immer kleiner wird. Einen Personalschlüssel der keine Ersatzbank erlaubt.
Ich habe darauf immer großen Wert gelegt "Reservespieler" (Sitzwachen, ... ) zu haben. Das hat die Zufriedenheit im Team gestärkt, denn der geplante Dienstplan konnte überwiegend durchgehalten werden. Die Belastungsspitzen (Aufnahmen am Wochenende, Krankmeldungen am Freitagmorgen, ...) wurden durch die Sitzwächter abgefangen. Auch die Einführung der 5-Tage-Woche stieß auf erheblichen Widerstand in "meiner" neuen Klinik.
Hier ist eine andere Stärke der Leitung gefragt DURCHHALTEVERMÖGEN. Nach Monaten wollten immer mehr Stationen in dem Hause das Konzept umsetzen. Nach zwei Jahren war die Klinik umgestellt. Nicht von mir!!! Jeder wollte zum alten Konzept nicht mehr zurück.
Manche Ideen brauchen ihre Zeit bis sie verstanden werden. Das gilt nicht nur für unseren Beruf.
Da sind Visionäre und standhafte Persönlichkeiten mitunter ganz alleine bis das Ziel erreicht wird. Gemäß dem Motto: Der Sieg gehört  uns und die Niederlage dir alleine.
Mir ist noch der Satz im Gedächtnis: "... verwechseln sie Engagement mit Übereifer nicht ..." Es ging darum, dass wir zum Wochenende freie Kapazitäten melden wollten. Das hätte womöglich Personalkosten verursacht, für die ja die Klinikleitung gerade stehen muss. Über das Gesamtbudget einer Klinik ist die SL kaum informiert. Hier gibt es eine Bringschuld der PDL.
Auch das wird im Artikel gut dargestellt, dass die Stationsleitung sich in einer Sandwichposition befindet. Sie soll es den Mitarbeitern recht machen, wenn diese Wünsche haben. Sie soll kostengünstig das Personal einsetzen und nicht nach mehr Mitarbeiter rufen, wenn da mal jemand eine Schnupfen hat.
Stationsleitung - ich würde es wieder tun.
Stationsleitung - ich würde heute wie damals ausgesuchte Schüler in die Leitungsarbeit einführen. Das gab und gibt Mecker!! Aber das Aushalten hat sich gelohnt. Wir haben herausgefunden, wer von den kommenden Leitungen auch in der Lage ist gegen Widerstände seinen Standpunkt zu vertreten und beizubehalten. Diese Standhaftigkeit und der Wille VERANTWORTUNG zu übernehmen ist für mich eine der wichtigsten Eigenschaften, die eine kommende SL mitbringen sollte.
Wir sind es (noch!!) nicht gewohnt Eliten heranzubilden.
Ich meine mit Eliten nicht die Kotzköpfe (Nieten in Nadelstreifen), die auf Mitmenschen herabblicken und nach unten treten. Hier muss man unterscheiden zwischen dem engstirnigen und dem empathischen Vorgesetzten.
VG, IKARUS