pflegesoft.de - das Pflege(aus)bildungsforum

4 Lernfeld Praxis => Pflege nach Schwerpunkten => Thema gestartet von: Thomas Beßen am 10. Mai 2013, 08:12:22

Titel: Sich kleiden können...
Beitrag von: Thomas Beßen am 10. Mai 2013, 08:12:22
"Die Bekleidung hat nicht für jeden Menschen denselben Stellenwert. Den einen ist sie mehr Gebrauchsgegenstand, den anderen wichtiger Bestandteil ihres Lebensgefühls. Wie viel Beachtung jemand seiner Bekleidung gibt, hängt auch vom Geschlecht, dem Umfeld und dessen Erwartungen ab, aber auch davon, wie stark jemand an sozialen Kontakten interessiert ist. ..."

Eine interessante Ausarbeitung von Elvira Tschan die sie uns überlassen hat* und die hier in der Anlage zu finden ist. (früher unter http://www.aktivierung.ch/pdf/09-03%20sich%20kleiden%20koennen.pdf)

Guten Morgen!
Thomas Beßen

* Herzlichen Dank dafür! :-)

- download -
Titel: Re: Sich kleiden können...
Beitrag von: IKARUS am 10. Mai 2013, 08:48:40
Das ist doch mal ein anderer Zugang zu der ABEDL "Sich kleiden können" Ich finde, dass das mehr Pflegschüler ansprechen könnte, wenn ich über die prinzipielle Alltagskleidung und den allgemeinen Stellenwert einsetze.
Danke Thomas für den neuen Blickwinkel auf ein "einfaches" Thema.

Sonnige Grüße aus Essen, Michael
Titel: Re: Sich kleiden können...
Beitrag von: Monika Jens am 01. August 2014, 14:53:51
Ja, den Sprichwort "Kleider machen Leute" gibt es ja nicht seit gestern. Es stimmt schon leider so, dass viele die Anderen nach der Kleidung verurteilen.
Titel: Re: Sich kleiden können...
Beitrag von: IKARUS am 01. August 2014, 15:23:55
Monika, meinst du wirklich "verurteilen"?
Das kann ja richtig sein!!
Mitunter ist die Kleidung aber auch etwas besonders wichtiges.
Egal ob im Beruf oder im Privatleben.
Mir ist es wichtiger, wer in der Kleidung steckt.
Ich kann mich aber auch nicht dem Spruch "Kleider machen Leute" entziehen.
Nun ist es aber so, dass ich einem anderen Spruch widerstehen kann, obwohl er auch seine Richtigkeit hat:
"Für den ersten Eindruck, bekommst du keine zweite Chance!".

Ich denke die wahre Größe liegt darin, dass man sich korrigieren kann. Auch wenn man das keinem anderen Menschen explizit mitteilen muss. Die könnten es an unserem Verhalten ja ableiten.

Dir und allen Usern ein sonniges Wochenende, Michael
 
Titel: Re: Sich kleiden können...
Beitrag von: Thomas Beßen am 01. August 2014, 16:25:14
Lieber IKARUS, ersetze doch einfach ver- durch be- und schon ist alles gut... :-)
Dir auch ein sonniges Sommerwochenende!
Thomas
Titel: Re: Sich kleiden können...
Beitrag von: IKARUS am 01. August 2014, 18:49:14
Ich wollte da nicht oberlehrerhaft sein Thomas!
Mitunter gelingt es einem ja selbst bei bestem Vorsatz nicht, dass man die Unterscheidung zwischen be- und ver- hinbekommt. Je nach Herausforderung gelingt es mir mal besser mal schlechter.

Mir kommt da noch ein weiterer Gedanke, der in die ABEDL einfließen könnte.
Ein gestörtes Körperbild kann dazu führen, dass ein Mensch ein anderes Verhalten zur Kleidung bekommt.
Einerseits kann sich ein gesteigertes Interesse am Aussehen einstellen, andererseits kann es möglich sein, dass es einem betroffen Menschen egal ist, wie er "rumläuft".

Ich finde unsere Anregungen hier immer hilfreich und mache deshalb in meinen unterschiedlichen Schulen/Bildungseinrichtungen auf das Forum aufmerksam.

Eine sonnige Zeit wünscht IKARUS
Titel: Re: Sich kleiden können...
Beitrag von: Belldandy am 28. August 2014, 14:08:34
Ein interessantes Thema. "Kleider machen Leute" habe ich damals in der Oberschule gelesen und mir noch gedacht, dass
ich mich nicht so leicht von Kleidung beeinflussen lasse :)
Man stellt aber doch immer wieder fest, wie viel Wirkung Kleidung auf uns hat.
Teilweise finden wir Menschen sympathisch oder eben nicht sympathisch aufgrund ihrer
Kleidung oder wir stecken sie in berufliche-, soziale-Schubladen.
In dieser PDF Datei http://www.vwi.org/uploads/media/2010_05_Kleider_machen_Karriere.pdf wird
gesagt, dass das äußere Erscheinungsbild und die Körpersprache bis zu 75% den ersten Eindruck prägen.
Auch gibt es Gedankengänge, wie solche Kleidung ist männlich, solche Kleidung ist weiblich.
So kann Kleidung auch einen Grad an Männlichkeit und Weiblichkeit ausstrahlen.
Hier auf der Seite von XXX (sorry, Werbehyperlink entfernt) steht sogar etwas von "Anzüge- sie machen einen Mann zum Mann".
Ich denke, auch das hat seinen Wahrheitsgrad, einen Mann in einem Anzug spricht man sicher
gleich ein paar Wesenszüge zu. So wie einer Frau in einem schicken Abendkleid.
Titel: Re: Sich kleiden können...
Beitrag von: IKARUS am 28. August 2014, 14:44:34
Diese Einschätzung teile ich Belldandy. Darüber hinaus denke ich aber auch, dass sich der Mensch die Gedanken machen sollte, seinen "Eindruck" bestätigen zu können.
Es gibt da den Spruch: "Für den ersten Eindruck bekommst du keine zweite Chance!".
Das ist wohl richtig! Aber dann entgegne ich einen anderen.
Wenn Du Erwartungen, die du geweckt hast, nicht erfüllen kannst, ist der kommende Abstieg vorprogrammiert.
Beim Standardturniertanzen ist die Kleidung und die Körperhaltung sowie die Ausstrahlung des Paares von großer Bedeutung.  Ein "eingefrorenes Lächeln" ist nicht hilfreich, weil es gekünzelt wirkt. Es soll die Wertungsrichter überzeugen, dass es dem Paar Spaß bereitet zu Tanzen. Wenn mir das nicht gelingt, erlösen mich die Wertungsrichter und entlassen mich aus der Veranstaltung, was ich aber nicht will. Ich möchte ja bis zur Endrunde kommen, damit wir Platzierungen bekommen. Denn die benötigt ein Tanzpaar neben den Punkten zum Aufstieg in die nächst höhere Turnierklasse. 
Mit flotten Socken aus Essen grüßt,Michael
Titel: Re: Sich kleiden können...
Beitrag von: dino am 29. August 2014, 14:15:00
Auf der Fahrt um meine damalige (zum Glück jetzt Ex, aber noch nicht Ex im klinischen Sinne :-D 8-)) -Schwiegerelternkam ich zufällig an einem VU vorbei. Ein Pkw ist mit voller Wucht an einen Brückenpfeiler, Pat. eingeklemmt, Atemstillstand. Also in das Wrack eingedrungen, intubiert, Zugang gelegt und beatmet. Nach Befreiung durch die Feuerwehr mit Rettungsteam weitergemacht. Leider erfolglos. Ich sah entsprechend aus. Also wieder heim, duschen und umziehen. Die Ex Schwiegereltern hatten null Verständnis für meine Handlungsweise. Sie waren und sind halt der Meinung, dass nur ein Arzt Leben retten kann. Natürlich würde ich jederzeit in einer gleichen Situation ohne zu zögern genau so handeln wie damals.
Es war im übrigen sch....egal, was ich anhatte.
VG
dino
Titel: Re: Sich kleiden können...
Beitrag von: IKARUS am 29. August 2014, 14:37:45
Ja Dino! Was du schreibst ist der reale Alltag. Nur wenn die Menschen ihren Standpunkt aufgeben würden, könnte sich was ändern. Das wird es wohl aber nicht geben. Ich würde auch keinen hilfesuchenden alleine lassen, auch wenn eine andere Profession handeln sollte.
Ich habe da auch die Erfahrung gemacht, dass zwischen Zuschauer und Betroffenem eine erhebliche Lücke klaffen kann.
Deine "EX" hätten sicherlich anders reagiert, wenn sie Betroffenen gewesen wären.
Ich erinnere gerade ein umgekehrtes Beispiel. Als die Doc´s "keine Lust mehr hatten" durften wir auf der ITS die HZV-Messungen durchführen. Zu Beginn der Arbeit mit dem Swan-Ganz-Katheter durften wir "nur" das Eiswasser ans Bett stellen und dem wissenschaftlichen Treiben andächtig zusehen.

Beste Grüße aus dem Pott, Michael
Titel: Re: Sich kleiden können...
Beitrag von: dino am 01. September 2014, 16:33:38
Sie hätte erst ab Chefarzt anders reagiert. Nach einem "Zusammenbruch" kam sie in ihr KKH, ein Assi fragte fragte sie so nach ihrem C² Konsum wegen der auffälligen Transaminasen. Rucki zucki beschwerte sie sich beim Chefarzt. Das bißchen Kellergeister :-D :-D
VG
dino
Titel: Re: Sich kleiden können...
Beitrag von: IKARUS am 02. September 2014, 09:40:32
Dazu fällt mir gerade folgende Geschichte ein.
Wir hatte bei der Zentralen Bettenvermittlung eine Behandlungsplatz frei gemeldet. Nun kam abends ein Anrufe eines Arztes aus einem peripheren Krankenhaus. Der anrufende Arzt wollte einen Brandverletzten verlegen und rief bei uns an. Das fachliche Gespräch nahm seinen Verlauf. Es wurden Daten ausgetauscht und Fragen beantwortet. Am Schluss des Gespräches verabschiedete sich der Arzt mit einer Frage: "Sind sie Kollege?" Daraufhin sagte ich: "wenn sie Krankenpfleger sind!"
Wir bekamen den Patienten nicht.
Ich berichtete dem Chefarzt und dem Oberarzt bei der morgendlichen Visite. Sie schmunzelten beide!
Das Pflegepersonal war so gut geschult, dass wir telefonische Aufnahme Gespräche führen durften. Das auch aus dem Grunde, weil die Plastischen- und Handchirurgen mitunter sehr lange im OP waren.
Beste Grüße, Michael
Titel: Re: Sich kleiden können...
Beitrag von: dino am 02. September 2014, 13:42:35
Ob wir noch erleben das dieser elitäre "Klassenkampf" je beendet wird?
VG
dino
Titel: Re: Sich kleiden können...
Beitrag von: IKARUS am 02. September 2014, 13:56:58
Da bin ich mir sicher, dass das nicht passieren wird.
Sehr viele Menschen leiten ihr Tun ab, aufgrund ihres tradierten Wissens. Nicht auf bessere Erkenntnisse!

VG, M
Titel: Re: Sich kleiden können...
Beitrag von: Ralph am 26. November 2014, 08:55:06
Was mich bei dieser spannenden Diskussion jetzt aber interessiert ist, was ihr denn auf der Arbeit trägt. Habt ihr dort klare Kleidervorschriften?
Ich mache zurzeit ein Praktikum in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderung, da ziehe ich meine normale Kleidung an. Mir ist dabei nur aufgefallen, dass einige Kleidungsstücke eher ungeeignet sind. Ein Hemd bspw. finde ich unpraktisch, wenn ich viel Heben, Lagern etc. muss. Ich komm auch immer leicht ins Schwitzen, deswegen trage ich meistens ein Shirt und darüber einen Pulli mit Zip. Das wichtigste bei der Arbeit sind aber meiner Meinung nach die Schuhe. Ich hab mir erstmal ein gutes Paar geholt, hatte vorher nur so Slipper. Wenn du den ganzen Tag hin und her rennst sind gute Schuhe wirklich essentiell.
Titel: Re: Sich kleiden können...
Beitrag von: IKARUS am 26. November 2014, 14:14:55
Da stimme ich dir zu Ralph. In festen Schuhen zu stehen und zu gehen ist besonders wichtig und Bedingung der BG. Was die Dienstkleidung angeht ist das abhängig vom Arbeitsplatz in den unterschiedlichen Bereichen im Krankenhaus oder in den Senioreneinrichtungen. Auch gibt es in den Kinderkliniken und ggf. in den Psychiatrischen Einrichtungen andere Kleiderordnungen als in besonderen Bereichen in den Krankenhäusern. Für mich sind es besonders die hygienischen Gründe, weshalb wir besondere Kleidung im Gesundheitsbereich tragen sollten. Ist das Problem MRSA nicht mehr nur ein Problem der Krankenhäuser und der Senioreneinrichtungen. Da werden beim Unterlassen des Wechsels der Kleidung die Erreger doch mit nach Haus genommen. Kaum eine/r ist sich dessen bewusst, dass hier die Kreuzweginfektion gepflegt wird. Mit Disziplin ließe sich das leicht ändern. Es geht mir heute bei der Kleidung nicht um Statussymbole, aber um die Regeln der Hygiene.
Finde heraus was dir wichtig ist im Berufsleben, damit du hilfebedürftige Menschen nicht unnötig belastest.

Beste Grüße aus Essen, IKARUS
Titel: Re: Sich kleiden können...
Beitrag von: Brady am 26. November 2014, 21:41:55
Hallo Ralph,

ich arbeite in der Psychiatrie und da gibt es Hygienevorschriften, aber auch ungeschriebene Gesetze. Wir arbeiten in zivil. Auf einer psychiatrischen Station trägt man keine T-shirt´s z.B. mit Totenköpfen, blutigen Messern oder anderen Hardcore Aufdrücken. Es gibt Patienten denen dies unnötig Angst macht, denke dabei an unsere Psychotiker.

Dann sind wir Vorbild "Lernen am Modell". Egal ob ich sehr leger oder overstyle auftrete wird dies genau von den Patienten beobachtet. Sie orientieren sich und es ist hilfreich sich gepflegt und praktisch zu kleiden.

Sicher ist es auch für Patientinnen gut, wenn junge Patientinnen sich stylen, plötzlich ihre "Weiblichkeit entdecken wenn es junge weibliche Kolleginnen gibt die das hervorrufen.
Es  ist ein Mass, welches immer auch bedacht werden sollte. Solche Dinge sollten im Team besprochen werden.

Denn sowas kann auch noch hinten losgehen, wenn weibliches Pflegepersonal sich zu aufreizend anzieht. Das soll aber auf garkeinen Fall eine Schuldzuschreibung sein. Nicht wer sexuell angriffen wird ist, ist selber schuld.
Viele Patienten haben eine Störung in der  Eigen- und in der Fremdwahrnehmung und da können viele Dinge falsch beurteilt werden.
Hoffnungen werden geweckt wenn jemand dann noch freundlich reagiert.
Wie schon erwähnt, sowas sollte im Team besprochen werden.

Wobei ich vor einiger Zeit auf unserer geschützen Suchtstation war und Pflegekollegen gesucht habe.
 Habe erstmal keinen gefunden, sprach dann einen vermeintlichen Patienten an und es war ein Kollege. Er war nicht rasiert, Haare fettig, T-Shirt war am Ausschnitt eingerissen, der Jeanssaum war ausgefranst und schmutzig wie die gesamte Kleidung.

Liebe Grüße Brady
Titel: Re: Sich kleiden können...
Beitrag von: dino am 27. November 2014, 12:45:21
Was ist denn eine geschützte Suchtstation? Ist sie grundsätzlich geschlossen? Damit haben wir nur schlechte Erfahrungen gemacht. Je offener das Milieu gestaltet ist umso weniger Rückfälle auf Station und Abbrüche.
VG
dino
Titel: Re: Sich kleiden können...
Beitrag von: dino am 28. November 2014, 20:03:10
Der Kollege war vielleicht auf einer undercover Mission  :-D 8-) :evil:
VG
dino